Von Olympiaschanzen bis Nachwuchszentrum: Arbeiten voll im Gange
am 12.08.2019
Nicht nur die Skispringerinnen und Skispringer haben die lange Frühlingspause zu einer optimalen Vorbereitung auf die neue Saison genutzt, auch die Skiclubs und Baufirmen waren fleißig, um die Bedingungen auf den Schanzenanlagen dieser Welt zu verbessern. Skisprungschanzen.com bietet einen Überblick über die derzeit wichtigsten Projekte.
Nur gute Neuigkeiten aus und für Predazzo
Es ist doch immer wieder faszinierend, wie manche Dinge (wieder) zusammenfinden. So geschieht es, dass die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo stattfinden werden – nur 20 Jahre nach den letzten Olympischen Winterspielen in Torino und 70 nach den ersten Spielen in Italien, in Cortina. Die Wettbewerbe, für denen Skisprungschanzen benötigt werden, werden dann im Stadio del Salto in Predazzo stattfinden, wo in den kommenden Jahren dann kleinere Renovierungsarbeiten durchgeführt werden. Neben den beiden großen Schanzen, die für die Olympischen Wettkämpfe genutzt werden, sind auch nun die Kinder- und Jugendschanzen endlich fertig.
Nachdem im Jahr 2016 schon eine K10 zusätzlich zu den bestehenden K20 und K30 gebaut wurde, wurden alle im vergangenen Jahr nochmal ein wenig angepasst. Die eigentlich beste Neuigkeit, nicht nur für Predazzo, sondern überhaupt für das italienische Skispringen, war der Neubau der K60, die zuvor nach nur wenigen Jahren Nutzung und der Demontage der Matten schlicht verfallen war. Fachleute sind sich einig, dass genau dieser Schanzentyp unabdingbar bei der Entwicklung der Talente ist, da dieser den Übergang von den kleinen auf die großen Schanzen überhaupt erst ermöglicht. Es dauerte ein knappes Jahr, bis nun auch die Matten auf der neuen HS 66 liegen, doch nun ist sie endgültig einsatzbereit und wird am 13. August auch den ersten Wettkampf sehen. Denn dann findet „Un salto per Matteo“ statt, ein Benefizevent für den ehemaligen Skispringer Matteo Antico, der einen schweren Paragliding-Unfall hatte und seitdem im Rollstuhl sitzt.
Neue Wadebergschanze in Oberhof eröffnet
Womöglich werden sich nicht mehr allzu viele Leute erinnern, aber die DDR-Meisterschaften 1951 waren ein echter Kassenschlager: Sage und schreibe 120.000 Zuschauer fanden sich damals am Wadeberg ein. Nur drei Jahre später folgte ein weiteres historisches Erlebnis mit der Einweihung der ersten Mattenschanze der Welt. Diese Schanze, benannt nach dem Erfinder der Plastikmatten, Hans Renner, gab es bis 2015. Zwei Jahre nach ihrem Abriss waren dann auch die zwei kleinen Jugendschanzen Geschichte.
Pläne für eine neue Mittlere Schanze gab es schon seit 2011, als klar wurde, dass genau diese benötigt werden würde. Doch es dauerte geschlagene sieben Jahre, bis die Arbeiten schlussendlich begannen. Dann ging es jedoch ganz schnell: Innerhalb von acht Monaten schaffte man es, die HS 70 zumindest für den Winterbetrieb tauglich zu machen. Die ersten Sprünge fanden im Dezember statt. Im April und Mai kamen dann noch die Matten drauf, sodass die Schanze fortan ganzjährig genutzt werden kann. Für den Bundesstützpunkttrainer und ehemaligen Weltrekordler Ralph Gebstedt eine tolle Nachricht: „Endlich haben wir wieder eine Heimschanze! Das spart Geld, Zeit und Aufwand und ist ein Quantensprung in Bezug auf die Trainingsbedingungen für uns.“ Somit dürften sich die Baukosten von 5,4 Millionen Euro also ausgezahlt haben. Zudem hat man ja bereits mit der Groß- und Normalschanze im Kanzlersgrund zwei moderne Schanzen, die über neun Jahre nach dem letzten Weltcup in wenigen Wochen zum ersten Mal einen Sommer-Grand-Prix in der Nordischen Kombination sehen werden.
Schnellere und saubere Arbeiten in Vikersund und Stams
Als 2010 in Vikersund die größte Schanze der Welt gebaut wurde, gab es nicht nur Gewinner, sondern einen großen Verlierer. Da die Schanze um ein paar Grad gedreht wurde und man deshalb Platz benötigte, musste die K65 weichen und abgerissen werden. Doch acht Jahre später hat die große Familie im Vikersund Hoppsenter Nachwuchs bekommen: Eine neue, gleich große Schanze wurde gerade rechtzeitig zu den Masters (Senioren-Weltmeisterschaften) im Januar eingeweiht und steht zwischen der Flug- und Großschanze. Nun wurde sie auch noch mit dem Club Track-Spursystem von Peter Riedel und dank einigen Dutzend Helfern mit Matten ausgestattet. Die offizielle Eröffnung steigt dann im August.
Weiter ist man da schon im Stams, dem Ort des wohl berühmtesten Skigymnasiums der Welt. Schon im April wurde auf der K60, einer wichtigen und beliebten Trainingsschanze, der Mattenbelag komplett ausgetauscht. Somit konnten die Athleten, die nur einen Monat nach Saisonende wieder die ersten Sprünge machten, dort perfekte Bedingungen vorfinden. Mal abgesehen davon, dass die Schanze nun wieder besser aussieht, ist auch das Feedback zum neuen Untergrund bislang sehr positiv.
Unerwartete Schwierigkeiten in Lake Placid
Nachdem der letzte Umbau des MacKenzie Interval Ski Jumping Complex nun schon 25 Jahre zurückliegt, 2023 mit der Universiade (Studenten-Weltmeisterschaft) das nächste Großereignis ansteht, war es an der Zeit, dass die Olympic Regional Development Authority (ORDA) des Bundesstaat New York die Pläne für die Renovierung der K90 und K120 verabschiedet. Im April konnte dann auch schon mit der ersten Bauphase begonnen werden, in der die komplette Abdeckung des Anlaufs der K90 entfernt wurde, um zunächst ein neues Kühlsystem zu installieren. ORDA-Präsident Mike Pratt sagte: „Mit den Arbeiten modernisieren wir diese Anlage und verbessern die Bedingungen für Training und auch Wettkämpfe.“ Den Plural benutzte er deshalb, weil auch die Aufsprungprofile in nicht allzu ferner Zukunft an die modernsten Standards angepasst werden sollen. Dies würde auch bedeuten, dass die benötige Schneemenge zur Präparation der Schanzen um einiges zurückgehen würde; das soll ab 2020 geschehen. Auch der Komfort für Sportler und Besucher soll erhöht werden. Zu diesem Zweck wird der alte Sessellift durch eine moderne 8-Personen-Kabinenbahn ersetzt. Zudem kommt ein verglaster Aufzug.
Nachdem im Juni ebenfalls der Anlauf der K120 komplett entkernt wurde, wurde klar, dass der Kostenrahmen von 5 Millionen US-Dollar nicht eingehalten werden konnte. Mehr noch: Man kalkuliert nun mit Kosten von 12 Millionen US-Dollar, also mehr als doppelt so viel. „Das ist natürlich nicht die Größenordnung, nach der wir gestrebt haben“, ließ Pratt verlauten. Nun sucht ORDA nach Finanzierungsmöglichkeiten für das fehlende Geld. „Wir müssen jetzt schauen, an welchen Ecken und Enden wir Kosten sparen können“, lautet der Tenor. Die gute Nachricht ist jedoch: Die Schanzen sollen im Spätherbst wieder nutzbar sein. „Wir werden das tun, was notwendig ist, um den Betrieb wieder aufnehmen zu können“, sagt Pratt. Angesichts der alljährigen Querelen rund um die mögliche Renovierung des Copper Peak und das quasi ad acta gelegte Red Wing-Projekt, ist dies eine weitere Episode in der Serie der unbefriedigenden Neuigkeiten, was Schanzenbauprojekte in den USA betrifft.
Fortschritte in Eau Claire
Womöglich ein bisschen eher als die Schanzen in Lake Placid könnte die neue K55 in Eau Claire in Betrieb gehen. Sie entsteht derzeit an der Stelle am Mount Washington, an der vorher die veraltete K40 stand, und damit neben den bereits bestehenden K30, K15 und K7. Der Anlaufturm wurde in den vergangenen Monaten errichtet, der Aufsprunghang bereits im vergangenen Jahr präpariert. Nun fehlen noch die Matten. Die Baukosten für diese Schanze, die die Springerinnen und Springer auf dem Weg von den kleinsten Schanzen zur Silver Mine-Normalschanze helfen soll, werden auf 900.000 US-Dollar beziffert.
Dan Mattoon, Mitglied der American Ski Jumping Hall of Fame, erläutert: „Der Abriss der alten Schanze vor zwei Jahren hat natürlich die Entwicklung unseres Nachwuchses etwas gestoppt. Aber, sobald wir die neue Schanze dann im späten Sommer oder Herbst zur Verfügung haben, können die Kinder sofort auf den Matten trainieren. Und das wird ihnen eine große Hilfe sein und sie auf die große Schanze (Silver Mine Hill, Anm. d. Red.) vorbereiten.“
Jugendzentrum in Nischni Nowgorod wächst – Auch in Moskau tut sich etwas
Interessanterweise ist die Situation in Russland nicht viel anders als in den USA; die beiden Gesprächsthemen heißen Nischni Nowgorod und Moskau. Zunächst die gute Nachricht: Nachdem der russische Verband im April den Neuaufbau der Jugendschanzen in Nischni Nowgorod angekündigt hatte, haben die Arbeiten bereits begonnen. Vier Schanzen wurden dort bereits genutzt, mindestens drei von ihnen werden komplett renoviert. Zudem wurde mit dem Bau einer K60, der dann neuen größten Schanze dort, begonnen. Dieser soll innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein, zudem gibt es Pläne für größere Schanzen, welche jedoch vorerst nicht verwirklicht werden.
Langsam in Bewegung kommt auch die Situation in Moskau. Nachdem die bekannte Schanze an den Sperlingsbergen nach einem Feuer im Jahr 2012 schwere Schäden davontrug, wurde sie 2016 schließlich abgerissen. Die komplette Umgebung, inklusive einer Seilbahn, die die Moskwa überquert und zum Luschniki-Stadion führt, wurde umgebaut. 2018 tauchten dann Bilder von neuen Kinderschanzen auf. Nachdem es zwischenzeitlich nicht klar war, ob nun auch noch größere Schanzen gebaut werden, teilte der russische Skiverband Anfang August schließlich mit, dass mit den Arbeiten begonnen wurde. Die Fundamente zwei neue (Mittlere und Normal-)Schanzen, die internationalen Standards entsprechen werden, seien bereits fertig, nun gehe es an den Bau der eigentlichen Schanzen, welche spätestens 2021 eröffnet werden sollen. Diese solle dann vor allem von Schülern und Studenten der Experimental-Eliteschule für Wintersport Sperlingsberge Moskau, die beispielsweise Irina Avvakumova besuchte, genutzt werden.
Średnia Krokiew und Nachbarschanzen werden rekonstruiert
Im Mai begannen auch die Bauarbeiten an der Średnia Krokiew in Zakopane und deren Nachbarschanzen. Rund 38 Millionen polnische Złoty (ca. 9 Millionen Euro) werden zum kompletten Neubau der vier K85-, K65-, K35- und K15-Schanzen investiert, zwei Millionen Złoty weniger als ursprünglich gedacht. Hinzu kommt eine weitere K23, die neben der dann neuen K35 errichtet werden soll. Gebaut wird zudem ein neuer Lift, der die neue Mittlere und Normalschanze (K95) bedienen wird. Dieser kostet weitere 6 Millionen Złoty (1,5 Millionen Euro). Zwei Jahre sollen die Arbeiten dauern, solange müssen die Nachwuchsspringerinnen und -Springer dann nach Wisła und Szczyrk ausweichen. Beide Orte liegen etwa drei Autostunden von Zakopane entfernt, was sicher nicht ideal ist, abgesehen davon, dass das Projekt überfällig ist, da die Schanzen bis dato auf dem Profilstand von 2003 waren.
Fortschreitende Arbeiten im Skakalni center POK
Die Skisprunggeschichte in Otlica, einer kleinen Ortschaft oberhalb von Ajdovščina, ist immer noch eine recht junge und vor allem Zlatko Krivec zu verdanken; einem Skisprungverrückten, der im Winter 2013 seinem Enkel Teo eine kleine Schanze baute. Nachdem dort sogar ein Wettkampf mit 15 Teilnehmern stattfand, besorgte Krivec noch Matten, um die Schanze auch im Sommer nutzen zu können. Daraus entstand schlussendlich der SK POK (Predmeja, Otlica und Kovk), welcher nun mit dem Bau eines Schanzenzentrums in Otlica den nächsten Meilenstein legt. Drei Schanzen mit K-Punkten von 35, 25 und 15 Metern werden seit 2017 gebaut. Finanzielle Unterstützung gab es von der Gemeinde Ajdovščina, welche 15.000 Euro beisteuerte. Im vergangenen Jahr wurden die Aufsprunghänge modelliert, auch der Anlauf der größten Schanze ist bereits fertig. Im letzten Schritt werden nun noch Matten ausgelegt, sodass die Schanzen unter Umständen noch im Herbst sprungbereit sein werden.
Schanzen:
Predazzo (Stalimen)Oberhof (Wadeberg)
Vikersund (Storbakke)
Stams
Lake Placid (Olympic Jumping Complex)
Eau Claire (Mt. Washington)
Nizhniy Novgorod (Park Pobedy)
Moskva (Vorob'yevy gory)
Zakopane (Średnia Krokiew)
Otlica (Skakalni center POK)
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Manager Skoków Narciarskich
Zarpaszam wszystkich fanów skoków narciarskich na managera skoków narciarskich - http://forum.world-skimanager.cba.pl. Start sezonu zimowego planujemy na 18 listopada 2019. Zapraszam także na discorda !
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