Traditionsschanzen im Umbau – Teil 2: Letalnica bratov Gorišek
am 09.11.2014
Der Winter naht mit großen Schritten und somit wird die Zeit auf den Baustellen auch immer knapper. Die Spotlights der vergangenen Monate waren ohne Zweifel auf den Umbaumaßnahmen in Bad Mitterndorf (Österreich) und im slowenischen Planica. Wir beleuchten die Baumaßnahmen und stellen die beiden neuen Skiflugschanzen im Detail vor. In Teil zwei thematisieren wir die Letalnica bratov Gorišek in Planica.
Lange dachte man schon es tut sich gar nichts mehr. Das Weltcupfinale 2014 wurde von der Flug- auf die neue Großschanze verlegt. Diese wurde auch mit eineinhalbjähriger Verspätung fertig gestellt, aber wenigstens war sie jetzt da, sodass man ausweichen konnte. Sieben betriebsbereite Schanzen von K13 bis K125 stehen nun in Planica, nur „The Old Lady“, wie die 1969 erbaute alt erwürdige Letalnica bratov Gorišek (die Flugschanze der Architekten dieser Schanze, die Gebrüder Gorišek, Anm. d. Red.) genannt wird, war nicht sprungbereit. 2013 hatte man im Sommer angefangen, den Aufsprunghang neu zu machen. Nicht die üblichen Baggereien, die es immer schon gab, sondern von Grund auf – im wahrsten Sinne des Wortes. Auch den Kopf hatte man ihr genommen: diesen Anlauf, den es nur hier gab. Eine Metallkonstruktion mit Holz bedeckt. So steil, dass er jedem Laien die Luft nahm.
Der Aufwand würde um einiges größer sein als am Kulm, das war von vornherein klar. Und damit verbunden auch eine längere Bauzeit. Innerhalb eines Sommers konnte das gar nicht gut gehen. „2014 werden Sie einen neuen Weltrekord in Planica sehen“, verkündete der Pressesprecher Toni Trbovc noch eine Woche vor dem Saisonfinale 2012. Bereits knappe 1 ½ Jahre später war klar, dass daraus nichts werden würde. Die Baufirma meldete Konkurs an, das Projekt stand auf der Kippe und bis Saisonende 2014 fand sich kein Ersatz. Nun drängten nicht nur die Zeit, sondern auch die Finanzen. Sollte das Projekt bis 2015 nicht fertiggestellt werden, verfiele der Anspruch auf die Fördermittel der Europäischen Union. Doch dann fand sich eine neue Baufirma und sogar ein neuer Investor. Es konnte weitergebaut werden.
Der uralte Fernsehturm auf der linken Seite des Hanges (vom Tal aus gesehen) wurde abgerissen und innerhalb von zwei Wochen durch einen neuen ersetzt. Auch am Juryturm gab es kleinere Baumaßnahmen. Durch die Absenkung des Vorbaus war das oberste Stockwerk des Turms hinfällig. Der Aufsprunghügel ähnelt nun sehr dem im Vikersund, was damit zusammenhängt, dass die Architekten dieselben sind, nämlich eben jener Gorišek, Janež, und sein Sohn Sebastjan. Bis Anfang August erkannte man die Letalnica noch wieder. Der charakteristische Vorbau samt Begrenzungsbaden hatte sich über Jahre eingeprägt und war bis vor wenigen Wochen noch Realität.
Doch dann rollten die Bagger und Kräne an, der Aufsprunghang wurde komplett neu modelliert, etwa 2-3 Meter in den Berg hineinversetzt und verbreitert. Die Banden und Treppenstufen daneben wurden auseinandergenommen und entfernt. Ein Bagger grub sich von unten nach oben, zwei weitere kamen ihm vom Schanzentisch, der seit Oktober 2013 bereits stand, entgegen. Schier unendliche Massen an Erdreich wurden bewegt und planiert. Ende August wurden dann auch die Arbeiten am Anlauf fortgesetzt. Betonfundamente wurden gegossen und aneinandergefügt und es war früh ersichtlich, dass der Anlauf etwas länger und flacher werden würde als der Alte. Das System vom aufgesetzten unteren Teil und einer künstlichen stehenden Konstruktion bleibt dasselbe. Lediglich das Verhältnis änderte sich: während bei der alten Konstruktion alles ab Startgate 1 schwebte, wird der schwebende Teil nun mehr Fläche einnehmen.
Doch zunächst wurde der aufgesetzte Teil fertiggestellt – man arbeitete sich von der Schwelle bis zum Schanzentisch hinunter. Die Erdarbeiten schritten sehr gut voran, was angesichts des steilen Hanges nicht selbstverständlich war. Lediglich am Vorbau hatte man eine Weile zu knabbern. Dieser ist nun um einiges breiter als der Alte, der von oben eher wie eine Rinne aussah. Wer das Klima im Planica-Tal kennt, weiß, dass der Schnee gerne früher als an anderen Orten kommt. Davor hatten auch die Bauherren und Organisatoren Angst. Die Monate von Mai bis August in denen man immer noch auf der Suche nach Investoren und Baufirmen war, reichten als Hindernisse aus. So ließ man Vorsicht walten und bedeckte die Teile des Aufsprunghanges, die man fertiggestellt hatte mit Planen, um die Erde nicht zu feucht werden zu lassen und das Material stabil zu halten. Der Schnee kam am 23. Oktober, ging aber auch genauso schnell wieder.
Selbst an den Wochenenden waren die Bauarbeiter auf dieser riesigen Baustelle zugange und sind es immer noch. Sowohl die Architekten als auch die Bauaufseher betonten in Fernsehinterviews in Slowenien immer wieder, dass alles nach Plan verliefe und das Saisonfinale definitiv auf der neuen Letalnica bratov Gorišek stattfinden werde. Die finale Bestätigung erfolgte am 11. November als FIS-Renndirektor Walter Hofer persönlich vor Ort war um die Anlage zu inspizieren. Vor Ort gab er bekannt: "Wir haben alles vorbereitet um hier fliegen zu können und es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass wir noch etwas diskutieren müssen" - zu deutsch: das Weltcup-Finale 2015 wird auf der neuen Letalnica stattfinden! Auf den Bloudkova Velikanka-Schanzen HS 104 und HS139 ist bereits Betriebsstopp, da Schneefangnetze ausgelegt wurden. Doch an der Flugschanze ist noch einiges zu tun: es müssen noch ein paar Strom- und Wasserleitungen verlegt werden. Zu diesem Zweck wurde auf Höhe der neuen Sturzlinie ein Tunnel für diese Leitungen gegraben, die nun noch den massiven Berg hochgelegt werden müssen. Auch der Schanzenkopf muss noch fertig gestellt werden. Hinzu kommen noch die elektronischen Einrichtungen wie Heizung oder Kühlsysteme und Leitungen für die Schneekanonen.
Die neuen Schanzendaten sind identisch mit denen am Kulm (K200, HS 225), jedoch ist der Hang ab Hillsize abwärts um einiges weiter bespringbar als auf dem österreichischen Pendant. Die Flugkurve wird zumindest im unteren Drittel der in Vikersund ähneln. Das OK spricht nicht nur davon, sich den Weltrekord zurückzuholen, sondern auch den ersten Flug auf oder gar 250 Meter auf dieser Schanze stattfinden zu lassen. Zudem halten sich die Slowenen mit ihrer Bauweise eine weitere, schnelle Vergrößerung offen. Denn im Gegensatz zu Vikersund ist der Hang nicht betoniert, sodass man bei einer erneuten Regeländerung auf 270 Meter vergrößern könnte, so wie es sich Tomi Trbovc und seine Kollegen bereits 2012 gewünscht haben. Trbovc garantiere zudem im September auf unsere Anfrage, dass die slowenische Regierung nun die Garantie für dieses Projekt übernehme und dass der Weltrekord am 19. März 2015 fallen werde. Ein kurzer Blick in den Kalender genügt um festzustellen, dass an diesem Tag die Qualifikation stattfinden wird. Dass in dieser der Weltrekord fallen wird, darf zumindest bezweifelt werden.
Man darf jedoch sehr gespannt sein, ob es den Slowenen gelingt, sich den Weltrekord zurückzuholen und nach den 100 und 200 Metern auch die nächste Traummarke mit 250 Metern zu erreichen. Alle Details zu den Schanzen werden wir auf den zugehörigen Seiten updaten, sobald uns die Bestätigungen und Zertifikate vorliegen.
Schanzen:
Planica (Letalnica)Werbung:
Kommentare:
Not brothers
Hi,
Janez and Sebastian are not brothers, but father and son !
@555
Thanks for the hints concerning the Gorišek brothers.
I will correct that in our text.
The passage about the date of a possible world record has just been a quote of what Tomi Trbovc has told us.
It is just the earliest date in which an offical world record can fall in Planica.
Correction 3
World record can fall already on 18th March 2015. Traditionally every year in Planica about 15 slovenian test jumpers test hill on Wednesday in 2 series.
But the problem is this world records woudn't count. Akward situation. Let's say some test jumper would jump 250 meters and then what? FIS would pretend this jump never happened?
Correction 2
Planica K-points and Hill sizes of all 8 jumps
Small hills:
K-13 / HS 15
K-28 / HS 30
K-41 / HS 45
Medium hills:
K-56 / HS 62
K-72 / HS 80
Correction
Sebastjan Gorišek who is helping his father by projects is son of Janez Gorišek.
Janez Gorišek (1933- ) and Lado Gorišek (1925-1997) were brothers and original constructors of Letalnica.
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