Willingens Weg zum Skisprung-Mekka
am 07.01.2005
Seit 1995 ist Willingen bereits im Weltcup vertreten, doch vor allem mit dem Schanzen-Neubau der Mühlenkopfschanze im Jahr 2000 entwickelte sich die Station in Hessen zu einem Highlight der Skisprung-Saison.
Kreischende Teenies, Martin-ich-will-ein-Kind-von-dir-Plakate und gedrückte Menschenmassen – keine Station des Skisprung-Weltcup ist besser besucht als die Wochenend-Party in Willingen. Bis zu 100.000 Zuschauer strömen seit 1995 an Weltcup-Wochenenden an die Mühlenkopfschanze, doch 2001 waren die Verantwortlichen gezwungen etwas zu ändern, denn das Schanzenzertifikat des „alten Holzbocks“ (Dieter Thoma) war abgelaufen und wurde von der FIS auch nicht verlängert.
Nach Ostern 2000 wurden die morschen beiden Schanzen, denn damals gab es auch noch eine K89, abgerissen und für damals zehn Millionen Mark wurde unter Zeitdruck der Neubau der großen Mühlenkopfschanze und der Ausbau des Skistadions vorangetrieben, da für Februar 2001 schon der nächste Weltcup im Hochsauerland geplant war. Der Neubau, bei dem mit dem Adlerhorst und den riesigen Tribünenflächen alles für Springer und Zuschauer getan wurde und zur größten Großschanze der Welt avancierte, war sich der entscheidende Schritt für Willingen auf dem Weg zum deutschen Skisprung-Mekka.
Rund 50.000 Kubikmeter Erdreich, davon 15.000 Kubikmeter Fels, wurden im Strycktal bewegt, um die neue Großschanze nach den neuesten Richtlinien des Internationalen Ski-Verbandes auszurichten. Schwere Bagger, Raupen und Lastwagen waren auch samstags im Einsatz, um die Schanze rechtzeitig fertig zustellen. Tribünenartige Zuschauerflächen erhöhten die Kapazität der damals modernsten Sprungschanze auf rund 38.000. Rund 3.300 Meter Versorgungsleitungen – unter anderem für die Kunstschneeproduktion – mussten verlegt werden, ein neues Funktionsgebäude entstand.
Architekt Professor Burkhard Pahl aus Darmstadt, der schon die neue Zentrale des Deutschen Leichtathletik-Verbandes plante, wollte mit der modernen Stahlkonstruktion eine Schanze in die anspruchsvolle Landschaft stellen, die von den Skispringern über eine Kabinenbahn und einen Aufzug zu erreichen ist und deren Glaskuppel ein Wahrzeichen über Willingen hinaus werden sollte. Die Konstruktion wurde Ende August in mehreren vorgefertigten Teilen angeliefert und vor Ort installiert.
Im November 2000 wurde der Adlerhorst, das „Ufo“, das am Schanzenkopf als Aufwärmraum für die Springer dient, und die neue Infrastruktur im Auslauf fertig gestellt, so dass dem ersten Weltcup auf der neuen Mühlekopfschanze am 2. Februar 2001 nichts mehr im Wege stand. Das Teamspringen wurde damals von den Finnen gewonnen, Adam Małysz wurde mit 142 m erster Schanzenrekordhalter.
Seitdem pilgert der Skisprung-Zirkus noch viel lieber nach Willingen, das 2005 schon zum 9. Mal Austragungsort von FIS Weltcup-Springen ist. Damals schafft es Willingen durch die Neubaumaßnahmen gegen die Konkurrenz im eigenen Land – Titisee-Neustadt und Oberhof drängten sich auch als Veranstalter auf – durchzusetzen und um auch in Zukunft mit der HS 142 gegen die neue Schanze in Klingenthal bestehen zu können, wurde heuer eine Flutlichtanlage installiert.
Artikel ergänzt aus der Hessischen Allgemeinen vom 25.07.2000Schanzen:
Willingen (Mühlenkopf)Links:
Pahl + Weber-Pahl Architekten: Mühlenkopfschanze |
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